Tag des Ehrenamts 2021

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Am 05.12.2021 war der „Tag des Ehrenamts“. Die Fränkischen Nachrichten hatten sich hierzu unter anderem auch mit unserer Vorsitzenden Anni Miller unterhalten. Der ausführliche Bericht ist nachfolgend zu finden.

Ein herzliches Dankeschön an Autorin Diana Seufert für die Bereitstellung des Textes.


Im Sportverein, bei caritativen Einrichtungen oder bei Hilfsorganisationen: Die Gesellschaft braucht die Ehrenamtlichen. Am 5. Dezember ist der „Tag des Ehrenamts“. Die FN haben sich mit Menschen unterhalten, die seit Jahren engagiert sind.

Main-Tauber-Kreis. Die Würfel sind gefallen. Nun müssen die Senioren ihre Holzfiguren auf dem großen „Mensch ärgere dich nicht“ bewegen. Es wird viel gelacht in der Memory-Betreuungsgruppe in Lauda. Regelmäßig mittwochs treffen sich die Teilnehmer zum Kochen und gemeinsamen Essen, zum Spielen, Erzählen und Backen. Mit dabei ist Hildegard Schulze, die sich als ausgebildete gerontopsychiatrische Fachkraft in ihrer Freizeit dort einbringt. Seit 2013 engagiert sie sich zusammen mit weiteren fünf Ehrenamtlichen dafür, dass Menschen mit leichter Demenz sich im Mehrgenerationenhaus treffen können.

„Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, nennt die 67-jährige Hildegard Schulze ihren Beweggrund. „Ich habe die Zeit, die Kraft und die Gesundheit, mich in die Gemeinschaft einzubringen.“ Und sie weiß: „Den Menschen, für die ich in der Memory-Gruppe da bin, tut es gut.“ Gerade bei körperlichen oder geistigen Einschränkungen ziehen sich Senioren häufig aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Diese soziale Vereinsamung wollen Schulze und ihre Mitstreiter verhindern. „Es gibt uns sehr viel, wenn wir sehen, dass unsere Gäste agil bleiben und sogar Fortschritte machen.“

Ehrenamtlich aktiv war sie bereits als Jugendliche, war im Roten Kreuz aktiv und als Rettungssanitäterin, ist in ihrer Freizeit im Notarztwagen mitgefahren. „Mein größter Verein war das Ehrenamt“, erzählt die gelernte Arzthelferin. Später hat sie sich in der Diakonie und der Hauskrankenpflege eingebracht.

Die Memory-Gruppe sei eine große Bereicherung in ihrem Leben, in dem sie sehr häufig mit Menschen mit Einschränkungen zu tun hatte. Die Zeit rechnet sie nicht. Aber aufgrund von Corona ziehen bei ihr Sorgenfalten auf. Ein neuerlicher Lockdown wäre ein schwerer Schlag für die Gruppe, ist sie überzeugt.

Die Wenkheimerin Anneli Hammer unterbricht ihren Arbeitstag jeden Mittwoch. Dann tauscht die Geschäftsführerin von Hofmann und Hammer Hobelbänke in Zimmern den Schreibtisch mit den Räumen der Tagespflege im Tauberbischofsheimer Haus Heimberg. Als „Grüne Dame“ kümmert sie sich mit den Hauptamtlichen und weiteren Ehrenamtlichen um die Gäste, die ins Haus kommen. Mehr als zehn sind es derzeit nicht. Kaffee vorbereiten und ausschenken, bei Bastelarbeiten helfen oder bei der Sitzgymnastik unterstützen: Für Annelie Hammer ist diese Aufgabe eine Bereicherung ihres Alltags. Die drei Stunden ehrenamtliches Engagement sind für sie der Ausgleich zum Berufsleben, in dem sie für zehn Mitarbeiter Verantwortung trägt. „Es gibt mir sehr viel und ich unterhalte mich gerne mit den Leuten“, erzählt sie über das Ehrenamt. Auch die Gespräche mit den Kollegen schätze sie. Weil derzeit die Auftragsbücher voll sind, kann sie sich leichten Herzens diese Auszeit von den Pflichten des Alltags gönnen. Dazu gehört mittlerweile auch die Pflege ihrer 92-jährigen Mutter.

Auszeit vom Alltag

Sich ehrenamtlich zu engagieren, ist für die Geschäftsführerin schon seit vielen Jahren wichtig. So hatte sie sich eingebracht, als ihre Tochter Kindergarten und Schule besuchte, war in der Cafeteria aktiv und ist seit vier Jahren als „Grüne Dame“ im Einsatz.

Dass man auch mit Handicap ein großes ehrenamtliches Engagement an den Tag legen kann, beweist Anni Miller. Die 60-Jährige ist seit mehreren Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Das hindert sie aber nicht daran, mit dem ETSV Lauda einen der mitgliederstärksten Vereine in Lauda-Königshofen zu leiten. Die gute Laune lässt sich Anni Miller nicht nehmen. „Ich kann mich total auf meine Leute und die Mitglieder des Ausschusses verlassen“, erzählt sie mit einem Strahlen. Sobald sie anrufe, werde geholfen. Wenn die Heizung in der Halle nicht läuft oder eine Lampe kaputt ist, kann sie beruhigt zum Hörer greifen. Präsentationen erstellt sie gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Beate Hehn, die sie dann hält. Die Mitglieder wussten vorher, dass diese Unterstützung für die Vorsitzende und frühere Schriftführerin wichtig und nötig ist. „Ich allein könnte das nicht leisten“, freut sich die Laudaerin, dass alles Hand in Hand läuft. Der Rollstuhl sei dabei kein Problem.

Ihr macht die Vorstandsarbeit sehr viel Spaß. Die hat sie auch eine Dekade als Schriftführerin im VdK aktiv mitgestaltet und ist erst vor wenigen Tagen aus dem Amt ausgeschieden. Überhaupt liegt Anni Miller das ehrenamtliche Engagement sehr am Herzen, auch wenn sie im Vorfeld nicht gewusst habe, was auf sie als Vorsitzende des ETSV Lauda zukomme. „Aber man wächst mit seinen Aufgaben“, ist ihre positive Einstellung. Für Anni Miller, die auch im Mehrgenerationenhaus in Lauda „ein bisschen mithilft“, wie sie sagt, war es „die richtige Entscheidung“.

Die richtige Entscheidung hat auch Robert Wenzel getroffen. Der Königshöfer steht seit fünf Jahren an der Spitze des Kreisseniorenrats. Bei seiner Verabschiedung als Leiter der Hospital- und Stiftungsverwaltung des katholischen Verwaltungszentrums Bad Mergentheim hatte er sich vorgenommen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Als ihm der Vorsitz des Kreisseniorenrats vorgeschlagen wurde, hatte er sofort Ja gesagt. Denn er wollte sich für die ältere Generation einsetzen. „Die Aufgabe ist zwar arbeitsintensiv, aber sie gibt mir viel zurück und ist unwahrscheinlich interessant“, bilanziert der 73-Jährige. Von der rechtzeitigen Vorsorge für das Alter, einer Mappe mit Unterlagen und Formularen rund um die Vorsorgevollmacht bis zu gleichzeitigen Corona-Impfungen in betreuten Wohneinheiten, die an Pflegeeinrichtungen angegliedert sind, reicht das Spektrum. Aktuell steht das Thema Wohnraumberatung oben auf seiner Agenda. Seit einigen Jahren engagiert sich Wenzel zusätzlich als Betreuer für sozial schwache Personen, die keine Angehörigen haben. Viele Stunden bringt er dafür auf, „da kommt aber viel Dankbarkeit zurück“. Wichtig ist dem ehemaligen Dozenten beim Kolpingbildungswerk und Lehrer an der Fachschule, mit Menschen zu arbeiten und ihnen helfen zu können.

Verantwortung übernehmen

„Ich lerne viele und sehr interessante Leute kennen“, ist Wenzel überzeugt, dass das ehrenamtliche Engagement eine große Bereicherung für das eine Leben ist. Verantwortung übernehmen und die Angst vor der Aufgabe verlieren, will Wenzel deshalb den Senioren in einem Kurs vermitteln. So will man Interessenten gewinnen, die zum Beispiel beim Altenverein eine Gruppe übernehmen.

Dass sich noch viel mehr Menschen in die Gemeinschaft einbringen, hoffen alle Ehrenamtlichen. Denn sie alle wissen: Engagement kann es nicht genug geben. Nicht nur in der Corona-Krise haben sich viele Aktive zurückgezogen. Sich für die Gesellschaft einsetzen, dazu will Robert Wenzel nicht nur Senioren ermutigen. Und das Glücksgefühl, das sie bei ihrem freiwilligen Einsatz empfinden, will keiner missen.

Text: Diana Seufert